Forschungswerkstatt Kritische Geographie 2018 – Programm

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Im Herbst 2008 fand die erste Forschungswerkstatt Kritische Geographie statt – sie hatte den Anspruch, Raum für eine explizit kritische Debatte geographischer Inhalte zu schaffen. So wie dieser Anspruch in den letzten 10 Jahren an vielen verschiedenen Orten eingeholt wurde, so freuen wir uns ganz besonders, im Juni 2018 in Frankfurt a.M. diese Reihe mit der Jubiläumsforschungswerkstatt zu feiern und fortzuschreiben.

Programm

Stand: 08.06.2018

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Das Programmheft – in chic! – zum runterladen als pdf.

Mittwoch, 13.06. (Vorprogramm)


Außerhalb des „offiziellen Programms“, aber Empfehlung für „Frühankommer*innen“ und alle anderen:

Michael Edwards (aus London): How to imagine Brexit in London and Frankfurt

Foreseeing the dire effects of Brexit for the UK is all too easy with migrations blocked, supply-chains broken, productive investment probably getting even worse. These are not favourable conditions for any government to repair the effects of decades of austerity. Can the rentier economy, parasitic on London’s “success” but also driving it, survive if that economy in turn shrivels up? The talk considers the main urban social changes under way in London: intense speculation in housing and land, leading to impoverishment, regional disparity, new forms of segregation and damage to much of the non-property economy. It considers which of these processes might transform as part of Brexit and which, if any, might be expected to arise in Frankfurt if significant amounts of financial-sector business transfers there.

Ein Teil der Ringvorlesung des Instituts für Humangeographie zu den Geographies of Brexit.

Veranstaltungsort: HZ10 (Hörsaalzentrum), Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 5
Beginn: 16.15 Uhr

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Maria Galindo, Aktivistin im anarchafeministischen Kollektiv mujeres creando (Bolivien)

Veranstaltungsort: Exzess
Beginn: 19:00 Uhr

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  • Im Anschluss: Gemeinsames Postkolloquium

Donnerstag, 14.06.


ab 15.30 Uhr: Ankommen und Anmeldung

im Foyer des Studierendenhaus

16.00 Uhr – 18.00 Uhr: Einführungsworkshops

Die Einführungsworkshops bieten Gelegenheit zum Reinschnuppern, gegenseitigen Kennenlernen und Diskutieren entlang thematischer Schwerpunkte der Kritischen Geographie.

Feministische Geographien (Workshop :: Sina Eickemeier, Afra Höck, Eva Isselstein)

Die geographische Disziplin als Teil des männerdominierten Wissenschaftsbetriebs vernachlässigt(e) die Bedeutung von Geschlecht und produziert(e) Wissen vornehmlich aus einer weißen, männlichen und heterosexuellen Position.
Feministische Geograph*innen hingegen wollen auf verschiedenen Ebenen Ungleichheit, Machtstrukturen und (Geschlechter)Hierachien aufzeigen, kritisieren und überwinden. Dafür richten diese Forschungen ihren Blick insbesondere auf Verschränkungen der Kategorien Raum und Geschlecht. Gleichzeitig sind feministische Geographien aber nicht durch das Forschungsobjekt definiert. Es handelt sich vielmehr um Ansätze, die mit ihrem politischen Anspruch und ihren Überlegungen zu Forschungsethik und Methodik in allen Teildisziplinen relevant sind.
Der Workshop richtet sich an Menschen, die Lust haben, sich feministischen Geographien anzunähern. Zusammen möchten wir beispielhaft einzelne Forschungsfelder und -fragen, Theorien sowie Konzepte kennenlernen, um so einen ersten Einblick in feministische Perspektiven in der Geographie zu bekommen. Dabei soll nach einem gemeinsamen Einstieg die Arbeit in verschiedenen Kleingruppen die Möglichkeit geben, bestimmte Themen zu vertiefen.

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  • Anarchistische Geographien (Workshop :: Ferdinand Stenglein & Joscha Metzger :: K2)
  • Marxistische Geographie (Workshop :: Bernd Belina :: K3)

18.00 Uhr – 19.00 Uhr: Get together

im Cafe KoZ

19.00 Uhr – 20.30 Uhr: Auftaktveranstaltung

„Geschichten Kritischer Geographie“

In der Auftaktveranstaltung werden wir die letzten 10 Jahre Kritische Geographie in der BRD selektiv reflektieren. Dabei geht es uns nicht um einen nostalgisch-schwelgerischen Blick zurück. Wir wollen kein vorläufiges Fazit ziehen und stellen auch nicht den Anspruch an eine umfassende oder gar objektive Darstellung. Mittels kurzer Inputs sowie visuellen und interaktiven Elementen wollen wir erste Diskussionen anregen, auf die über das Wochenende hoffentlich zahlreiche weitere folgen. Vor allem aber will die Auftaktveranstaltung eine erste Einstimmung auf die 10. Jubiläums-Forschungswerkstatt sein und Raum zum Kennenlernen und Wiedertreffen in entspannter Atmosphäre bieten.

Veranstaltungsort: Café Koz

Freitag, 15.06.


9.00 – 10.00 Uhr: Frühstück

im Café Koz

10.00 – 11.30 Uhr: Sessions I

Ostdeutschland - Facetten einer Geographie der Abstiegsgesellschaft I (Dominik Intelmann & Sophie Perthus)

Ostdeutschland ist mit dem Beginn des Demonstrationszyklus der PEGIDA-“Bewegung“ (2014), den tätlichen Angriffen und aggressiven Demonstrationen gegen Unterkünfte von Geflüchteten (2015 – 2016) und erneut im Zuge des Ergebnisses der AFD bei den Bundestagswahlen 2017 in den Fokus medialen Interesses gerückt. Statt diese Konflikte auf eine spezifische ostdeutsche politische Kultur oder die DDR-Vergangenheit zu reduzieren, sehen wir eine kritische, materialistisch verfahrende Analyse der ostdeutschen Teilgesellschaft als das Gebot der Stunde. Dazu werden zunächst die politischen Richtungsentscheidungen der Wendezeit und deren polit-ökonomische Konsequenzen. betrachtet. Anschließend daran wird diskutiert, inwieweit diese Analyse ein Verständnis der gegenwärtigen Zustimmung zu völkischen/autoritären Positionen unterstützen kann.
Inputs:

  1. Dominik Intelmann: Die politische Ökonomie Ostdeutschlands: Zwischen Kapitalverlassenheit und permanenten Staatsinterventionen
  2. Kommentare/kurze Inputs von Stefanie Hürtgen und Thomas Bürk
  3. Plenumsdiskussion

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Die doppelte Vergesellschaftung der Wohnung - Gedanken zu einer feministisch-materialistischen Lesart der Wohnungsfrage (Eva Kuschinski)

Die Wohnungsfrage wird derzeit wieder lauter gestellt. Während von staatlicher Seite vor allem veränderte Nachfragemuster und Lebensstile betont werden, wird in der kritischen Wohnungsforschung die Warenförmigkeit der Wohnung und ihre staatliche Regulation sowie die Einflussnahme urbaner sozialer Bewegungen in den Mittelpunkt der Analysen gestellt. In diesem Zusammenhang wird des Öfteren der widersprüchliche Doppelcharakter der Ware Wohnung genannt, also dass sie einen besonders hohen Gebrauchswert hat, was vor allem zum Problem wird, wenn wie aktuell wieder der Tauschwert steigt oder ein anders begründeter Mangel herrscht.
Während der Tauschwert und dessen staatliche Regulierung relativ ausführlich diskutiert und beforscht werden, bleibt der Gebrauchswert auf der Strecke bzw. wird auf die Nachfrageseite geschoben. Dabei ist das, was sich hier hinter dem Gebrauchswert versteckt, ein nicht unerheblicher Teil der sozialen Reproduktion. Die Wohnung hat sich historisch als zentraler Ort der Reproduktion der Menschen und ihrer Arbeitskraft sowie der reproduktiven Arbeit herausgebildet, deshalb ist die Betrachtung des Gebrauchswertes für eine historisch-materialistische Analyse der Wohnungsfrage genau so zentral wie der Tauschwert.
Wie man die Entstehung und Wiederkehr der Wohnungsfrage als (fortgesetzte) ursprüngliche Akkumulation und im Kontext von Reproduktionskrisen lesen kann und welche Schlussfolgerungen sich dadurch für Forschung und Aktivismus ergeben können, möchte ich gerne mit euch diskutieren.

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Wenn das Soziale krank macht – Kritische Perspektiven auf Gesundheit und Ungleichheit in der Stadt (Iris Dzudzek, Max Söllner, Susanne Hübl, Lisa Maschke, Alexandru Firus, Richard Buzek & Ibo Bakari)

„An apple a day keeps the doctor away“ – Entgegen der dominanten Vorstellung, Gesundheit sei vorrangig etwas Individuelles und durch Sport und Smoothies optimierbar, wollen wir Gesundheit von den sozialen Verhältnissen her denken. Denn in Fragen der Gesundheit zeigen sich die Folgen ungleicher Machtverhältnisse und sozial-räumlicher Ungleichheiten besonders drastisch. Krankheiten sind nicht nur individuelle biologische Symptome, sondern ebenso auf tiefer liegende soziale Ursachen zurückführbar: Bauchschmerzen etwa können aufgrund von verschimmelten Wohnungen, Sorgen um den Aufenthaltsstatus, Arbeit und Reproduktion entstehen – eine bloße ärztliche Behandlung mittels Säureblocker greift dann zu kurz. Umso erstaunlicher ist, dass sich die Kritische Stadtgeographie bislang nicht mit Fragen städtischer Gesundheit befasst hat. Damit wir den Nexus zwischen sozialen Verhältnissen und Gesundheit in der Stadt analytisch fassen können, beziehen wir uns auf eine Theorieperspektive aus dem Globalen Süden, die in der Erforschung dieser Fragen bereits viel weiter ist. Wir präsentieren Forschungen zum ungleichem Gesundheitszugang in Frankfurt und beleuchten Polikliniken als Praxisbeispiele solidarischer Gesundheitsversorgung. Abschließend bleibt Raum für eine gemeinsame kritisch-reflexive Diskussion der vorangegangenen Beiträge sowie der Frage, wie die Kritische Geographie Gesundheit als Aushandlungsfeld sozial-räumlicher Ungleichheit weiter erforschen kann.

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Reflexionen empirischer Forschungspraxis in der Geographie: Beispiele aus Südasien (Judith Müller, Miriam Wenner, Nicolas Schlitz & Katharina Molitor)

Wir möchten uns im Rahmen eines Workshopformates Fragen über die Konzeption und Durchführung empirischer, regionalbezogener Forschung – insbesondere des Globalen Südens – widmen. Ausgehend von zwei Befragungen (2016 und 2018) zur Methodenvielfalt innerhalb des Arbeitskreises Geographien Südasiens diskutieren und reflektieren wir wissenschaftspolitische und ethische Herausforderungen im Hinblick auf Forschungsdesigns und Forschungspraxis.
Forschungen, die im Globalen Süden stattfinden, können anhand verschiedener Fragen reflektiert werden. (Globale) Ungleichheiten und durch Intersektionalität geprägte Machtverhältnisse sind einerseits Themen empirischer Forschung, andererseits aber auch Herausforderungen für die Forschungspraxis selbst. Wie wird die Auswahl von Forschungsthemen im Globalen Süden beeinflusst? Welche Formen epistemischer Gewalt, exotisierender Tendenzen oder kolonialer Kontinuitäten haften unserem Zugang zur Empirie an? Wie äußert sich das in der method(olog)ischen Umsetzung? In wie weit vergrößern oder verfestigen sich Ungleichheiten durch geographische Forschung, und in wie fern reproduzieren wir diese durch unsere empirischen Ergebnisse? Ein Diskussionsaustausch soll dazu beitragen, über diese und ähnliche Fragen zu reflektieren und Wege zu finden, diese Herausforderungen in der Konzeption und Durchführung empirischer Forschung zu berücksichtigen und bearbeitbar zu machen.
Darüber hinaus möchten wir auch wissenschaftstheoretische Fragen bis hin zur konkreten methodologischen Umsetzung erörtern. Dabei spielen Operationalisierungen von Forschungsfragen, Indikatorenbildung aber auch die Positionalität der Forschenden eine Rolle. Schließlich möchten wir noch den Umgang mit erhobenen, qualitativen und quantitativen, Daten in der Auswertungsphase diskutieren.
Auch wenn die Organisator*innen des Workshops einen Erfahrungshintergrund aus Südasien mitbringen, sprechen wir explizit auch Forschende anderer Regionalgebiete an, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Ziel des Workshops ist es, einen Raum zum Erfahrungsaustausch über empirische Forschungsrealitäten zu bieten. (Wissenschafts-)Theoretische Überlegungen spielen dabei für uns genauso eine wichtige Rolle wie persönliche und empirische Erfahrungen. Gemeinsam möchten wir Herausforderungen im Zugang zum sowie im Feld selbst bearbeiten.

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11.30 – 12.00 Uhr: Pause

12.00 – 13.30 Uhr: Sessions II

Ostdeutschland - Facetten einer Geographie der Abstiegsgesellschaft II (Dominik Intelmann & Sophie Perthus)

Anknüpfend an die erste Sitzung werden in drei Beiträgen empirische Untersuchungen der lokalen Situationen in Ostdeutschland vorgestellt. Es werden Ergebnisse zu Aspekten der folgenden Fragen dargestellt: Wie manifestieren sich die Eigentums-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse konkret an einem bestimmten Ort? Welchen Reim machen sich Bewohner*innen lokalspezifisch auf ihre gesellschaftliche Situation? Und auf welcher Grundlage kann sich dadurch eine rassistische, autoritäre Hegemonie etablieren?
Fortsetzung des Workshops von Freitag 10 Uhr; Neueinstieg möglich.
Inputs:

  1. Elisa Gerbsch: Prekarität und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt ostdeutscher Städte
  2. Paul Zschocke: Aufstieg autoritärer Politiken im Leipziger Stadtteil Grünau
  3. Sophie Perthus: Sächsische Spezifika: Geschichte eines autoritären Hegemonieprojekts

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Ableismus und Wissenschaft: unsichtbare behinderte Subjekte und die (Kritische) Geographie (Melina Germes)

Die Session soll zu der Rezeption der Critical Disability Studies in der deutschsprachigen kritischen Geographie beitragen. Zahlreiche Personen werden aufgrund von ihren Körpern, Krankheiten, Psyche und Atypien durch Normen, Institutionen und Leistungserwartungen behindert gemacht. Diese Oppression wird aus dem Englischen „Ableismus“ (als Ideologie) und „Disablismus“ (als Praktik) benannt. In der Session soll weder voyeuristisch über Beeinträchtigungen, noch heroisierend über behinderte Personen diskutiert werden. Im Gegenteil sollen Ableismus und Disablismus innerhalb unserer neoliberalen Wissenschaftspraktiken (insb. Geographie) reflektiert werden. Nicht nur Institutionen, sondern alltägliche Interaktionen unter peers fördern Normierungen, Diskriminierungen, Othering, Internalisierung, Negierung, Ausschlüsse, Unhörbarkeit der behinderten Subjekte in der Wissenschaft. Diese Prozesse werden zusätzlich durch ein produktivistisches Wissenschaftsverständnis sowie neoliberales Selbstmanagement der Forscher_innen* verstärkt. Indem die Perspektive von Betroffenen über Universität und Forschung (vor ihren Türen oder mittendrin) privilegiert wird, werden Coming-outs, Empowerment- und Kampfstrategien diskutiert. Die Diskussion beschäftigt sich mit der Wissenschaft als Arbeit und wird intersektional mit feministischen und queeren Ansätze bereichert. Damit werden unsere Forschungspraktiken als Produktion eines maskulinistischen und ableistischen Wissens analysiert. Wie könnte eine anti-ableistische Wissenspraxis in der kritischen Geographie aussehen?

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Rethinking Personal/Collective Safety – Bodies, Violence and Consensus in Times of Securitization (Julia Manek, Giulia Marchese)

Das Konzept von Sicherheit hat im neoliberalen System neue Bedeutung bekommen. Politiken der Versicherheitlichung drängen Migrant*innen mit Mitteln der Terrorbekämpfung aus nationalstaatlichen Räumen hinaus, in vielen Fällen sogar bis in den Tod. Sicherheit als die Abwesenheit von Gewalt zu erfahren, ist ein exklusives Privileg, welches politisch reguliert wird und sozial fragmentiert ist.
Welche Sicherheit wollen nun aber wir selbst in Zeiten neoliberaler Sicherheitspolitik?
Verschiedenen Fragen möchten wir uns aus einer intersektionalen feministischen Perspektive nähern: Was sind Orte, die wir im Raum Frankfurt als sicher annehmen und für wen gilt diese Sicherheit? Welche Bedeutungen hat der Körper in spezifischen Räumen in Bezug auf das Erleben von Gewalt oder deren Abwesenheit?
Per psychogeographischer Mapping wollen wir individuelle Wahrnehmungen spezifischer Räume in Frankfurt explorieren und mit Bezug auf Konzepte von Konsens ein kollektives Verständnis davon erarbeiten, welche Form von Sicherheit wir selbst als erkämpfenswert verstehen.
Der Workshop wird teilweise auf Deutsch und teilweise auf Englisch sein – All gender welcome.

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Darin, damit, dagegen - Kollektive Strategien an der neoliberalen Universität I (Gruppe Studierender und Beschäftigter aus Bonn, Frankfurt & Hamburg)

Dass eine neoliberale Umstrukturierung unserer Hochschulen stattfindet, ist vielen von uns bewusst. Kritik hieran ist absolut notwendig. Gleichzeitig – und das ist das Entscheidende! – möchten wir diesen Prozess nicht als totalisierende Kraft, sondern als ein poröses System begreifen, das wir in Frage stellen, herausfordern und unterlaufen. In diesem Workshop möchten wir eine hoffnungsvolle Perspektive einnehmen und fragen, mit welchen Strategien und Allianzen zwischen verschiedenen Gruppen inner- und außeruniversitär wir der neoliberalen Hochschule entgegen treten können.
Dieser Workshop stellt damit auch den Versuch dar, verschiedene Stränge kritischer Arbeit mit/an der Universität zusammen zu denken. Erstens findet seit einigen Jahren studentische Selbstorganisation in der Lehre an einer Vielzahl von Unis statt. Diese Bewegung stellt spannende Fragen zum Verhältnis von Studierenden, Lehrenden und Universität und führt gleichzeitig wichtige Debatten zu Widersprüchlichkeit und Selbstausbeutung in autonomen Lehrveranstaltungen. Zweitens stehen die Studienbedingungen der „Lernenden“ in direktem Zusammenhang mit den Beschäftigungsverhältnissen der „Lehrenden“. Diese Einsicht wollen wir nutzen, um Kämpfe um bessere Studien- und Arbeitsbedingungen miteinander zu verknüpfen und Allianzen zwischen Studierenden und Dozierenden zu schmieden. Drittens und apropos Allianzen, die Uni ist nicht der Nabel der Welt. Sie ist vielmehr einer von vielen Orten, an denen die Krisen der sozialen Reproduktion sichtbar werden. Von hier aus können sich akademische mit anderen Kämpfen solidarisieren. Wir denken dabei insbesondere an neoliberale Steigerungslogiken, die neben den Universitäten auch andere Bereiche wie z.B. den Caresektor erfasst haben.
Also: Lasst uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir die Uni schon jetzt zu einem solidarischen und hoffnungsvollen Ort machen – und in Zukunft machen können. Wir freuen uns auf einen Austausch mit Studierenden, akademisch Beschäftigten, universitären Initiativen und allen Interessierten.
Falls ihr Teil einer Initiative seid und Lust habt in diesem Rahmen von eurer Arbeit zu erzählen, seid ihr herzlich willkommen, ihr könnt uns entweder vorher schreiben oder einfach spontan etwas beitragen.

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13.30 – 14.30 Uhr: Mittagspause

14.30 – 16.30 Uhr: Sessions III

Kritische Geographien ländlicher Entwicklung (Michael Mießner & Matthias Naumann)

Weltweit bestimmen Städte gesellschaftliche Entwicklungen. „Planetary urbanism“ geht nicht nur von der Annahme aus, dass Verstädterung ein global stattfindender Prozess ist, sondern auch davon, dass sich keine Räume mehr finden lassen, die nicht städtisch geprägt sind. Ländliche Räume geraten damit zunehmend aus dem Fokus wissenschaftlicher wie auch politischer Debatten. Demgegenüber sind in ländlichen Regionen des Globalen Nordens wie auch des Globalen Südens aktuell umfassende Transformationsprozesse festzustellen, hinsichtlich gesellschaftlicher Naturverhältnisse, ökonomischer Strukturen, politischer Steuerung und der Präsentationen von Ländlichkeit.
Die Vernachlässigung ländlicher Räume betrifft auch die deutschsprachige Kritische Geographie. Dabei bieten Forschungsstränge der Kritischen Geographie für die Untersuchung ländlicher Räume zahlreiche Anknüpfungspunkte. Wir wollen diskutieren, wie Ansätze, die bisher in der deutschsprachigen Kritischen Geographie vor allem auf Städte angewandt wurden, für das Verständnis von ländlicher Entwicklung genutzt werden können und was Orientierungspunkte einer Kritischen Geographie ländlicher Räume wären.
Inputs:

  • Ländliche Entwicklung. Kein Thema der Kritischen Geographie? (Michael Mießner & Matthias Naumann)
  • Ownership matters: Zur nationalen Regulierung ausländischer Agrarinvestitionen am Beispiel Neuseelands (Tobias Klinge)
  • Kommentar: Susanne Heeg

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Kritisches Kartieren (Luise Klaus et al.)

In fünf verschiedenen Kurzinputs (ca. 10 min) werden Ansätze des kritischen Kartierens in verschiedenen Themengebieten vorgestellt und anschließend gemeinsam diskutiert. In fünf verschiedenen Kurzinputs (ca. 10 min) werden Ansätze des kritischen Kartierens in verschiedenen Themengebieten vorgestellt und anschließend gemeinsam diskutiert. Die Themenfelder der Kurzinputs reichen vom „critical spaital learning“ und dem Kartieren alltagsweltlicher Geographien mit jungen Menschen hin zu dem Kartieren der neuen Rechten und einer „kleinen Wahlgeographie der Bundestagswahl 2017“, sowie dem Kartieren von „Drogenorten“ und dem damit verbundenen Sicherheitsgefühl.Inputs:

  • Drug Use and Urban Security: Drogenorten und das subjektive Sicherheitsgefühl kartieren (Mélina Germes und Luise Klaus)
  • Die Neue Rechte besser kartieren (Valentin Domann und Alexander Thom)
  • Kleine Wahlgeographie der Bundestagswahl 2017 (Bsp. Hessen) (Bernd Belina)
  • Hysteria in the classroom: Subversion und Dekonstruktion im critical spatial learning
    (Jana Pokraka und Michael Lehner)
  • Die Karte zerreißen – Karten bauen: Kartieren alltagsweltlicher Geographien mit jungen Menschen (kollektiv orangotango)

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Ökonomie als soziales Verhältnis – Was ist der Stand der Debatte zu praktischen Alternativen in der Kritischen Geographie? (Ferdinand Stenglein & Joscha Metzger)

Wir wollen die Frage nach praktischen Alternativen zur gegenwärtigen herrschaftsförmigen und kapitalistischen Ökonomie diskutieren: Welche Strukturen und Zwänge bestimmen die Ökonomien der Gegenwart? Welche Ansätze praktischer Alternativen gibt es bereits im hier und jetzt und vor welchen Herausforderungen stehen sie? Wie kann es gelingen, Ökonomie als ein soziales Verhältnis zu bestimmen, das sich an den Fähigkeiten und Bedürfnisse jeder/s einzelnen ausrichtet?
In der Session wird es vier kurze Inputs aus verschiedenen Perspektiven geben. Danach wollen wir gemeinsam über Möglichkeiten, Probleme und Potenziale alternativer Ökonomien diskutieren. Leitende Fragen sind dabei u.a.: Welche Varianten und Formen alternativer und/oder gemeinschaftlicher Ökonomie existieren und werden derzeit beforscht? Wie können solche Projekte und Ansätze beforscht oder auch aktivistisch mit ihnen geforscht werden? Welche theoretischen Zugänge bieten sich dafür an? Was sind die zentralen Herausforderungen dieser Projekte aus Sicht der Beteiligten? Welche Herausforderungen lassen sich aus kapitalismuskritischer Perspektive feststellen bzw. rekonstruieren? Welcher produktive Umgang lässt sich angesichts von offen repressiver sowie subtiler staatlicher Macht, von brutalen Marktmechanismen sowie dem stummen Zwang der Verhältnisse finden und formulieren, um real existierenden Alternativen zukünftig weitere Perspektiven zu öffnen?
Inputs:

  1. Ökonomie als soziales Verhältnis und Fragen an die Session (Ferdinand Stenglein & Joscha Metzger)
  2. Globale Möglichkeiten alternativer Wirtschaftspraktiken (Jan Fuhrmann)
  3. #FreeAutarkie – Versuch einer Begriffsrettung (Serge Leopold Middendorf)
  4. Nachhaltigkeit und Resilienz in der europäischen Semi-Peripherie (Lilian Pungas)
  5. Gemeinschaft, Ökonomie, Anarchie – wirtschaftliche Praxis jenseits von Herrschaft und Gewalt (Benedikt Schmid )
  6. Diskussion in Kleingruppen
  7. Zusammenführung Ergebnisse und offene Fragen im Plenum

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„Re-search is a dirty word” Dekolonialisierung der Forschungspraxis & Perspektiven aus der Politischen Ökologie (Birgit Hoinle & Sebastian Purwins)

Die Maori-Anthropologin Linda Tuhiwai Smith argumentiert in ihrer Veröffentlichung ‘Decolonising Methodologies‘ (1999): „Re-search is a dirty word“ und jüngst kritisiert Ndlovu-Gatsheni (2017) in diesem Zusammenhang: „Re-searching continues to give the ‘re-searcher’ the power to define. The ‚re-searched‘ appear as ‚specimens‘ rather than people.“ Wir wollen uns daher in dieser Session kritisch mit der Dekolonialisierung der Forschungspraxis auseinandersetzen. Welche Rolle spielen postkoloniale Machtverhältnisse in der Forschungspraxis? Wie gehe ich mit eigenen Privilegien im Feld um? Wie lässt sich die Reproduktion kolonialer Sichtweisen vermeiden? Und, was ist für eine Dekolonialisierung der Forschungspraxis erforderlich?
In der Politischen Ökologie werden postkoloniale Kontinuitäten in der Wissensproduktion schon seit längerem diskutiert (vgl. Leff 2012). Im Fokus steht dabei die Verschränkung von kolonialer Wissens- und Naturaneignung. Es gibt sowohl historische Arbeiten, die sich mit kolonialen Praktiken in der Produktion von Wissen, im Speziellen des Wissens über Natur, beschäftigen, als auch Ansätze, die sich für eine Dekolonialisierung und Dialog akademischer und subalterner Wissensbestände einsetzen. Dieser Workshop ist vor allem als Ideen- und Erfahrungsaustausch gedacht. Ziel ist es, Wege zu einer Dekolonialisierung der eigenen Forschungspraxis zu diskutieren. Besonders willkommen sind dabei Inputs aus eigenen Forschungserfahrungen und Perspektiven der Politischen Ökologie.

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Darin, damit, dagegen - Kollektive Strategien an der neoliberalen Universität II (Studierende und Beschäftigte aus Bonn, Frankfurt & Hamburg)

Fortführung von Teil 1
Dass eine neoliberale Umstrukturierung unserer Hochschulen stattfindet, ist vielen von uns bewusst. Kritik hieran ist absolut notwendig. Gleichzeitig – und das ist das Entscheidende! – möchten wir diesen Prozess nicht als totalisierende Kraft, sondern als ein poröses System begreifen, das wir in Frage stellen, herausfordern und unterlaufen. In diesem Workshop möchten wir eine hoffnungsvolle Perspektive einnehmen und fragen, mit welchen Strategien und Allianzen zwischen verschiedenen Gruppen inner- und außeruniversitär wir der neoliberalen Hochschule entgegen treten können.
Dieser Workshop stellt damit auch den Versuch dar, verschiedene Stränge kritischer Arbeit mit/an der Universität zusammen zu denken. Erstens findet seit einigen Jahren studentische Selbstorganisation in der Lehre an einer Vielzahl von Unis statt. Diese Bewegung stellt spannende Fragen zum Verhältnis von Studierenden, Lehrenden und Universität und führt gleichzeitig wichtige Debatten zu Widersprüchlichkeit und Selbstausbeutung in autonomen Lehrveranstaltungen. Zweitens stehen die Studienbedingungen der „Lernenden“ in direktem Zusammenhang mit den Beschäftigungsverhältnissen der „Lehrenden“. Diese Einsicht wollen wir nutzen, um Kämpfe um bessere Studien- und Arbeitsbedingungen miteinander zu verknüpfen und Allianzen zwischen Studierenden und Dozierenden zu schmieden. Drittens und apropos Allianzen, die Uni ist nicht der Nabel der Welt. Sie ist vielmehr einer von vielen Orten, an denen die Krisen der sozialen Reproduktion sichtbar werden. Von hier aus können sich akademische mit anderen Kämpfen solidarisieren. Wir denken dabei insbesondere an neoliberale Steigerungslogiken, die neben den Universitäten auch andere Bereiche wie z.B. den Caresektor erfasst haben.
Also: Lasst uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir die Uni schon jetzt zu einem solidarischen und hoffnungsvollen Ort machen – und in Zukunft machen können. Wir freuen uns auf einen Austausch mit Studierenden, akademisch Beschäftigten, universitären Initiativen und allen Interessierten.
à Falls ihr Teil einer Initiative seid und Lust habt in diesem Rahmen von eurer Arbeit zu erzählen, seid ihr herzlich willkommen, ihr könnt uns entweder vorher schreiben oder einfach spontan etwas beitragen.

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16.30 – 17.00 Uhr: Pause

17.00 – 18.30 Uhr: Sessions IV

Alte / Neue Rechte in Staat und Gesellschaft: Erklärungsansätze und Untersuchungsschwerpunkte - offene Diskussionsrunde (Thomas Bürk)

Die Debatte um die Ursachen des Wahlerfolges der AfD und anderer rechtspopulistischer oder reaktionär-konservativer Parteien und Gruppen hat auch die bundesdeutschen Sozialwissenschaften und die Geographie erreicht. Wir wollen in einer offenen Diskussion versuchen, die unterschiedlichen Ansätze zusammenzutragen und kritisch zu vergleichen. In Frage steht aber auch, warum die Suche nach den Ursachen z.B. rechter Mobilisierungen wie etwa Pegida, etc. sich immer noch – analytisch also auch methodologisch – recht konventionell bewegt, und etwa Antifeminismus und white-supremacy Ideologien bisher wenig Beachtung finden.

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Reflexion und Reflexivität kollektiver Schreibprozesse (Autor*innengruppe Guck mal wer da spricht)

Das kollektive Verfassen von Texten ist ein wichtiges Ausdrucksmittel der kritischen Geographie und ähnlicher Zusammenhänge. Erfahrungen zeigen, dass es dabei zur Reproduktion gesellschaftlicher Macht- und Benachteiligungsstrukturen kommt – selbst dann, wenn alle Beteiligten entsprechende Mechanismen kennen, zu überwinden suchen oder sogar im Text behandeln. Sie können in sämtlichen Arbeitsphasen – von der Arbeitsteilung über den Umgang mit Beiträgen bis hin zur Kommunikation über Text und Schreibprozess – wirksam werden. Auch wenn die Beteiligten auf unterschiedliche Weise betroffen sein können, eint sie oft der Wunsch, das zu verhindern.
Während der Umgang mit Macht- und Benachteiligungsstrukturen im Kontext von
Diskussionsveranstaltungen bereits intensiv diskutiert wird und Methoden wie beispielsweise Moderationen mit dem Ziel eingesetzt werden, Ungleichheiten zwischen den Beteiligten auszugleichen, sind solche Maßnahmen im Rahmen von Schreibprozessen kaum präsent. Hier wollen wir ansetzen und gemeinsam überlegen, welche Probleme zu berücksichtigen sind und wie darauf reagiert werden kann: Wie kann eine Sensibilisierung für Benachteiligungsmechanismen aussehen, wie ein angemessener Umgang, wenn sie trotzdem auftreten? Wie kann eine bewusste Arbeitsteilung gestaltet werden, die mit klassischen Rollenbildern bricht? Und wie lassen sich Vereinbarungen angesichts von Zeit- und Handlungsdruck realisieren?
Wir freuen uns über einen Austausch über eine bewusste Gestaltung kritisch-geographischer Schreibprozesse, bestehende Ansätze und neue Ideen.

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Geographien der Sexualitäten – von queer citizenship zu sexuellem Rassismus (Jan Hutta & Jenny Künkel)

Seit in den 1970er und 80er Jahren Sexualität in der US-amerikanischen Geographie v.a. im Zusammenhang mit Sexarbeit und den großstädtischen ‚Ghettos‘ von Lesben und Schwulen thematisiert wurde, hat sich das Feld der ‚Geographien der Sexualitäten‘ stark ausdifferenziert. Fanden einerseits Diskussionen zur sozialen Konstruktion von Sexualität und Geschlecht Eingang in die zunehmend international geführte Debatte, so erweiterte sich andererseits auch das Themenspektrum, etwa auf Fragen von Citizenship, Migration oder Tourismus sowie Intersektionalität, Rassismus und Homonationalismus. Dabei wurde teils die anfangs stark weiß-angloamerikanisch-metropolitan geprägte Perspektive hinterfragt und dezentriert.
In diesem Workshop möchten wir das im deutschsprachigen Raum bislang wenig präsente Feld der Geographien der Sexualitäten vorstellen und diskutieren. Dabei wollen wir verdeutlichen, dass Fragen der Sexualität keineswegs – wie oft angenommen – ‚Nischen‘- oder Minderheiten-Themen sind, sondern die Produktion verräumlichter sozialer Verhältnisse in vielfältiger Weise prägen. Im Anschluss an einen Überblicksinput laden wir ein zur gemeinsamen Diskussion der Rolle von Sexualität in gegenwärtigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, etwa im Zusammenhang mit der Neuen Rechten und der ‚Flüchtlingsdebatte‘. Dabei möchten wir auch Konstruktionen von Sexualität in feministischen Gegendiskursen wie #ausnahmslos, #aufschrei oder #metoo problematisieren.

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„Abgefärbt“ – Filmvorführung mit anschließender Diskussion (Gerrit Pawliczak & Fabian Fess :: Exzess)

Der Film „Abgefärbt“ thematisiert die aktuellen Entwicklungen im Hallenser Viertel Freiimfelde. Freiimfelde war noch bis vor wenigen Jahren der Stadtteil in Deutschland mit dem größten Leerstand. Mittlerweile ist das Viertel zum Experimentierfeld neuer Ansätze in der Stadtentwicklung geworden.
2012 begann ein Stadtgestaltungsprojekt, den Leerstand kreativ zu nutzen und Freiimfelde durch Graffiti und Street Art in eine städtische Leinwand zu verwandeln. Die Aktionen lokaler und internationaler Künstler*innen rückten das Viertel zurück ins öffentliche Bewusstsein. Vier Jahre später scheinen die Voraussetzungen für eine langfristige Entwicklung geschaffen zu sein, die sich in der Ausgestaltung einer Brachfläche zum Bürgerpark durch engagierte Bewohner*innen manifestiert.
Der Dokumentarfilm „Abgefärbt“ lässt involvierte Akteur*innen zu Wort kommen und fragt nach Möglichkeiten und Grenzen von Bürgerbeteiligung angesichts der aktuellen Debatten um Zwischennutzung, Sanierung und Aufwertung innerstädtischer Wohn- und Lebensräume.

Im Anschluss an die Filmvorführung wird es eine Diskussion mit den Filmemachern geben.

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Das gebaute Bild der Universität (Exkursion :: Jürgen Hasse)

Architektonische Bauten sind nicht nur zweckdienlich in einem engeren Sinne. Zunächst müssen sie ihrem Nutzungsauftrag gerecht werden, also „funktionieren“. Ihr Programm geht aber a priori über nackten Utilitarismus hinaus. Aus ihrem Gesicht (von der Fassade bis zu innenräumlichen Gestaltungen und dinglichem Design) lassen sich Bedeutungen ablesen, die über „gestische Falten“ eine architektonische Erzählung zu spüren und zu verstehen geben. Die ästhetische „Emission“ von Bauwerken lässt sich deshalb auch narrativ als (präsentative) Geschichte interpretieren, in die verwickelt ist und wird, wer in ihren Wirkungsbereich eintritt. Eine Reihe signifikanter Bauten der Frankfurter Universität soll in ihrem atmosphärischen Ausdruck zum Gegenstand einer kritisch-phänomenologischen Reflexion werden: Mit welchen gestalterischen Medien, Bewegungssuggestionen und synästhetischen Charakteren werden Gebäudefassaden, Baukonstruktionen, Seminarräume und Vorlesungssäle inszeniert und mit emotionalen Chiffren aufgeladen? Worin liegen evidente und subtile Unterschiede in der ästhetischen Sprache einer pluralen Architektur, deren Entwürfe auf verschiedene historische Epochen zurückgehen?

Treffpunkt: Vor der Universitätsbibliothek (U-Bahn-Station „Bockenheimer Warte“) um 17 h

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18.30 – 20.00 Uhr: Abendessen

20.00 – 21.30 Uhr: Öffentliche Abendveranstaltung

Kritische Wissenschaft und soziale Bewegung (Café Exzess)

Im Unterschied zur vielschichtigen Tradition kritischer Wissenschaft, die es vermochte, aus dem Wechselspiel von Theorie und Praxis in gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen zu intervenieren, scheint sich in jüngerer Zeit die Distanz zwischen akademischem Betrieb und politischen Subjekten vergrößert und in der Folge der gesellschaftspolitische Beitrag verringert zu haben. Kritische Forschung produziert mittlerweile nur noch selten Ergebnisse, die auch von sozialen Bewegungen als relevant erachtet und von deren Akteuren rezipiert werden. Vor dem Hintergrund dieser Diagnose möchten wir zusammen mit Lisa Vollmer (Stadt von unten, Berlin), Severin Halder (Allmende-Kontor & kollektiv orangotango, Berlin), Janika Kuge (Solidarity City, Freiburg) und Sebastian Schipper (Eine Stadt für Alle, Frankfurt am Main) unter anderem folgende Fragen diskutieren:

  • Ist die Diagnose einer zunehmenden Distanz zwischen kritisch-geographischer Wissensproduktion und sozialen Bewegungen zutreffend oder malen wir das Bild zu schwarz?
  • Welche Gegenbeispiele und Forschungsprojekte gibt es, denen es gelingt, die Distanz zu überwinden und ein Wissen zu produzieren, dass auch für außerakademische Akteure relevant wird?
  • Wie kann die Isolation bzw. Distanz überwunden werden? Wie kann Wissen produziert und zirkuliert werden, von dem auch soziale Bewegungen und außerakademische politische Akteure profitieren?
  • Mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen ist eine solche politisch-solidarische Forschung konfrontiert und wie kann man damit umgehen?
  • Inwiefern erschweren die Arbeitsbedingungen an der neoliberalisierten Universität (Drittmittellogik, Prekarität, Mobilität, Publikationsdruck) eine gesellschaftspolitisch relevante Forschung in kritischer Absicht?

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im Anschluss: Barabend

Barabend mit einem musikalischen Kurzinput – „Local Trap vs. Space fetishism. Musik für GeographInnen” und entspannten Ausklang mit Musik vom (virtuellen) Plattenteller.

Samstag, 16.06.


9.00 – 10.00 Uhr: Frühstück

10.00 – 12.00 Uhr: Sessions V

Körper und Emotionen in der Forschung?! - (Kollaborativ-)Autoethnografische Ansätze in der Wissensproduktion (Lea Carsten & Linda Pasch)

Im Workshop soll der Frage nach gegangen werden, wie Körper und Emotionen in der Forschung ernst genommen und zum Ausgangspunkt der eigenen Wissensproduktion gemachen werden können. Dabei laden wir zu einem Wissensaustausch ein und teilen unsere Erfahrungen aus einem kollaborativ-autoethnografischen Forschungsprojekt. Autoethnografische Forschung steht dabei in einer feministischen Tradition, die die Women Writing Culture-Debatte, die Infragestellung des Objektivitätsparadigmas und die Forderung nach situiertem Wissen zum Ausgangspunkt nimmt. Im Workshop geht es darum die eigene Forschungshaltung kritisch zu befragen und darüber in den Austausch zu kommen. Nach einem kurzen Input gibt es viel Raum in Kleingruppen biografisch zu reflektieren und sich auszutauschen. Der Workshop ist auch offen für Menschen, die noch keine eigene Forschungserfahrung gemacht haben.

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Soziale Infrastrukturen und Alltag im Austeritätsregime

Unser Alltag entwickelt sich um (soziale) Infrastrukturen des täglichen Lebens herum. Diese Infrastrukturen werden unter Bedingungen der Austerität prekär, was gerade in den (auch deutschen) Kommunen sicht- und erfahrbar wird: Leere Kassen, Schwarze Nullen, Schuldenberge und Investitionslücken finden ihren Ausdruck im Abbau, der Unterfinanzierung oder Privatisierung sozialer Infrastrukturen. Parallel geraten im Zuge der Kommerzialisierung öffentlicher Räume, städtischer Aufwertungsprozesse und der Krise der Gewerkschaften auch die infrastrukturellen Bedingungen des Widerstands unter Druck.
Im Workshop wollen wir das Verhältnis zwischen Infrastrukturen, Austerität und Alltag in den Blick nehmen und uns über politische Erfahrungen, Strategien und Perspektiven, theoretische Konzepte und empirische Forschungen austauschen.
Der Workshop arbeitet mit folgenden Kurzinputs und gemeinsamer Diskussion:

  • Dimitra Spanou & Tino Petzold: Soziale Infrastrukturen & Austerität – Zur Einführung
  • Anika Duveneck & Katja Thiele: Austerität – Zentralisierung – unternehmerische Stadt
  • Jenny Künkel: Kollektive Selbsthilfe in der austeritären Stadt
  • Hanna Hilbrand: Ausgrenzungsprozesse im Rahmen sozialer Infrastrukturen
  • Joscha Metzger: Wohnen als soziale Infrastruktur
  • Robert Ogman: Social Impact Bonds (tbc)

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Linksradikale Medien an der Uni. Oder: Wie bastele ich eine Campuszeitung? (Antinational Geographic Berlin - Autonome Geos Berlin)

Durch Verschulung, Regelstudienzeit und Karrierismus wird der Unicampus immer mehr zu einem bloßen Ort des Konsums von Bildung. Dazu kommt die faktisch nicht existente politische Mitbestimmung der Studierenden an den Entscheidungen in der Uni. Dadurch wird der Campus zunehmend zu einem entfremdeten Ort, den mensch nur für das Erreichen von Leistungspunkten besucht. Ziel ist es dabei, so gut wie möglich auf den Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet zu werden und möglichst viel „soziales Kapital“ anzuhäufen. So viel zur Distopie. Ein Glück gibt es immer wieder Einzelpersonen, Kollektive und Initiativen, die diesen Alltag aufbrechen wollen. Dazu können auch studentische Zeitschriften dienen. Zwischen Unispiegel und The Red Bulletin haben sie die Möglichkeit, das Ideal der Uni von Unten direkt seinem neoliberalen Pendant entgegenzuhalten.

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Antifaschismus im Klassenzimmer - Zur Widerständigkeit gegen die „Neue Rechte“ im Rahmen von Geographieunterricht (Michael Lehner, Thomas Jekel & Jana Pokraka)

In diesem Workshop sollen aktuelle Ansätze der Geographiedidaktik im Umgang mit der ‚Neuen Rechten‘ erarbeitet und durch eine offene Selbstreflexion und Diskussion angereichert werden. Impulse für diese Suche ergeben sich hierbei auf der einen Seite aus geographiedidaktischen Ansätzen wie dem critical spatial learning (Mitchell & Elwood 2012) aber auch aus angrenzenden Disziplinen wie den queer theories, insbesondere hier Butlers (1990) Strategie einer subversiven Praxis. Ziel des Workshops ist es, zunächst geographiedidaktisch relevante Diskurse und Agitationsräume der ‚Neuen Rechten‘ zu identifizieren um anschließend Möglichkeiten der Dekonstruktion ihrer Argumentationen und Ansätze der Subversion im Rahmen von Geographieunterricht zu eröffnen.
Kurzinputs von

  • Dominik Gruber
  • Jochen Laub
  • Michael Lehner & Jana Pokraka
  • (Klein-)Gruppendiskussion

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Frankfurt Postkolonial (Exkursion)

Der Stadtrundgang regt eine Auseinandersetzung um die Geschichte des Kolonialismus und seine bis heute andauernden Folgen an. Am Fall von Frankfurt am Main werden historische und gegenwärtige Bezüge zum Kolonialen im Lokalen thematisiert. Der Rundgang führt an Orte, an denen verschiedene Formen solcher Bezüge thematisiert werden. Diese Orte sollen und können den Raum des Kolonialen in Frankfurt nicht vollständig oder repräsentativ abbilden, denn Kolonialismus manifestiert(e) sich vor allem in Herrschaftsbeziehungen und Strukturen. Vielmehr
sind die Orte Ausgangspunkte für Fragen danach, inwieweit die deutsche Gesellschaft noch immer kolonial geprägt ist, und um Kritik und Intervention gegenüber solchen Kontinuitäten anzuregen.
Initiative Frankfurt Postkolonial Nur begrenzte Anzahl an Plätzen.

Nur nach Voranmeldung: Bitte tragt euch vorab in der Liste am Info-Tisch ein.
Treffpunkt: Lucae-Brunnen, Alte Oper.
Endpunkt/Zeit: ca. 12:30 Uhr, Innenstadt

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12.00 – 12.30 Uhr: Pause

12.30 – 13.30 Uhr: Kolloquiuen + Open Space

Die Forschungswerkstatt hält für uns alle eine besondere Chance bereit – nur selten kommen in der Geographie so viele kritische Köpfe, so viel Expertise und so viele spannende Ideen an einem
Ort zusammen. Aus diesem Grund möchten wir auf der diesjährigen Forschungswerkstatt Räume schaffen, um einen fruchtbaren Austausch zu ermöglichen. Du hast eine Idee für ein Thema einer Haus-, Forschungs- oder Abschlussarbeit und möchtest dich darüber austauschen und Anregungen zur Umsetzung bekommen? Du bist mitten im Arbeitsprozess, stößt aber immer wieder auf offene Fragen und Unsicherheiten? Die Kolloquien werden von einer Expertin oder einem Experten zu folgenden Schwerpunktthemen begleitet:

  • Kritische Stadtforschung (Moderation: Sebastian Schipper)
  • Flucht und Migration (Moderation: Catarina Gomes de Matos & Martina Blank)
  • Staat und Raum (Moderation: Bernd Belina)
  • Feministische Geographie (Moderation: Claudia Wucherpfennig)
  • Open Space(s) & Open Kolloquium

13.30 – 14.30 Uhr: Mittagspause

14.30 – 16.00 Uhr: Sessions VI

Logistik im Spannungsfeld von Globalisierung und Renationalisierung (Slave Cubela & Julian Stenmanns)

Als Infrastruktur der Externalisierungsgesellschaft ist die Logistik aufs Engste mit Deindustrialisierungspolitiken, der Öffnung neuer Märkte, der Schaffung neuer Produktionsstandorte, der Fragmentierung ehemaliger Unternehmens-Belegschaften und einer wachsenden sozialen Polarisierung verknüpft. Sorgt die Logistikbranche auf der einen Seite also für soziale Polarisierungseffekte, dann hat sie gleichzeitig auch dafür gesorgt, dass die Internationalisierung des Kapitals inzwischen soweit fortgeschritten ist, dass Staaten und Unternehmen die u.a. von reaktionären Kräften geforderte Desintegration des Weltmarktes zu großen Teilen zu verhindern suchen. Darüber hinaus scheint die Logistikbranche auch für emanzipatorische Kräfte zunehmend an Bedeutung zu gewinnen, wie eine Vielzahl von Streiks und Protesten zeigen. Im Workshop fragen wir: Was ist Logistik? Welche politischen Parameter bringt sie in Bewegung und wie ist es um die Zukunft der Logistik sowie die Kämpfe um Logistik bestellt?

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Kritische Geographie für Alle?! Praktische Beispiele und Erfahrungen mit kritischer Lehre (Thomas Bürk, Matthias Naumann & Tino Petzold)

Der Anspruch einer Kritischen Geographie, in gesellschaftliche Verhältnisse zu intervenieren, findet nicht nur in der Forschung, sondern gerade auch in Bildung und Lehre statt – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Hochschule. Das Thema „Kritische Lehre“ – dessen Bestimmung, zentrale Inhalte, adäquate Methoden und die dafür notwendigen Strukturen – wurden bereits auf vergangenen Forschungswerkstätten und auf dem „Kongress für Kritische Geographie“ in Tübingen diskutiert. Im Zentrum der bisherigen Diskussion standen vor allem eine Bestandsaufnahme und die Identifikation von zentralen Aspekten einer Kritischen Lehre. Dabei wurden zahlreiche Widersprüche und Schwierigkeiten für kritische Ansätze in der Lehre an neoliberalen Hochschulen ermittelt.
Dennoch wird „Kritische Lehre“ an vielen Orten und in unterschiedlichen Kontexten bereits praktiziert. Beispiele hierfür sind selbstorganisierte Lesekreise, Tutorien und Seminare, aktivistische Lehrveranstaltungen, aber auch Ansätze kritischer (politischer) Bildung in standardisierten Lehrformaten. Für einen Überblick zu diesen Projekten und einen Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Formaten Kritischer Lehre möchte der Workshop einen Rahmen bieten.
Inputs:

  • Richard Bůžek et al.: Kritische Lehre aus studentischer Perspektive
  • Joscha Metzger
  • Claudia Wucherpfennig
  • Thomas Bürk: Methodenübung beim G20 in Hamburg
  • Anika Duveneck

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Care Krise, Care Revolution? Aktuelle Zugänge und Potentiale für Widerständigkeiten in der Sorgearbeit (Jan Kordes & Anna Lisa Jakobi)

In dieser Session wollen wir uns mit der Krisenhaftigkeit von Care-Arbeit und möglichen Widerstandspotenzialen beschäftigen. In einer kapitalistisch und patriarchal verfassten Gesellschaft erfahren Sorgearbeiten zutiefst widersprüchliche Prozesse der Abwertung und Prekarisierung bei gleichzeitiger Kommodifizierung und Inwertsetzung. Im Gesundheitswesen wird dieses Verhältnis durch eine zunehmende Ökonomisierung verschärft, die aktuell nur durch eine massive Belastung der Beschäftigten und ihrer Arbeitsbedingungen getragen wird. Charakteristisch für die Krisenhaftigkeit der Care Arbeit ist dabei auch, dass die Organisierung von Arbeitskämpfen besonders herausfordernd erscheint.
Der beschriebene Zusammenhang wird anhand zweier aktueller Forschungsprojekte verdeutlich: Der erste Beitrag fokussiert die Arbeitsbedingungen von Hebammen im Rhein Main Gebiet, während der zweite Beitrag aus einer gewerkschaftlichen Perspektive die Durchführung von Arbeitskämpfen im saarländischen Krankenhaussektor beleuchtet. Ausgehend von diesen unterschiedlichen Erfahrungen möchten wir uns gemeinsam die Ursachen gegenwärtiger Krisenerscheinungen in der Care Arbeit erarbeiten und daran anschließend die Potenziale für Widerstand und kollektive Handlungsfähigkeit diskutieren.
Inputs:

  • Nicole Linsenbold, Madita Hardegen, Katarina Reljić
  • Laura Bremert

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(Feminine/feminized) Bodies as territories of conquest. A feminist genealogy of the geography of violence (Giulia Marchese)

Critical geography have been carrying out a review of the hegemonic vocabulary in geo-economics and feminist studies, redefining concepts such as zone, corridors, regions, routes and bodies. The configuration of these landscapes is mediated by the intersection of local/global geographies and the relations of power that produce such spaces (patriarchy, capitalism and colonialism). The production of the feminine and feminized body is a process of intersectionality. National and international institutions not only configure and perpetuate specific relationships of hierarchy and domination, but also materially shape our bodies (Federici, 2014). In this workshop we want to rise the question about the mechanisms through which the bodies of women (or feminized bodies) are dominated and subjugated in modern neoliberal capitalism. Specifically, the relations of power that determined the bodies as territories of conquest. We considered the notion of “territory” a central concept to discuss the violence against women. Territory means not only a geographical space, but the materialization of assemblages of power. We suggest the analysis of three forms: exploitation, slavery and elimination. Far from essentializing these forms, we believe that these mechanisms are deeply intertwined and have been transforming through history.
Workshop:
Objective: During the mapping and discussion the participants will self-represent a female body in group, as part of a collective exercise of geographical auto-consciousness. This exercise seeks
to critically explore the historical embodiment of domination, in order to produce different narratives of our own experience, subverting the cartographic.
Methodology: the proposed method through which we want to explore this question is the mapping. Maps shaped the way we organized the world, in order to redefine and reorganize relations between territories and power, we need to generate new associations. It means that we are in process of finding new practices of liberation through collective self-representation. 20 minutes for the exposé; 35 minutes self-map in group; 45 minutes for collective discussion.

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Kritische Exkursionsdidaktik I (Nils Grube & Katja Thiele)

Exkursionen erheben Anspruch auf einen Zugriff auf unverstellte Wirklichkeit. Die im Kanon jeder Geograph*innenausbildung fest verankerte Praxis einer ortsaufsuchenden Wissensvermittlung wird jedoch immer noch zu selten kritisch betrachtet oder aufarbeitet. Nach einem ersten Workshop bei der FoWe KritGeo 2016 in Leipzig möchten wir die kritische Auseinandersetzung mit diesem klassisch-geographischen Handwerk (oder besser Fußwerk) fortsetzen! Folgende Fragen stehen im Vordergrund:

  • Wie können Theorien oder Themen der kritischen Geographie bei Exkursionen aufgegriffen und raum- bzw. ortsbezogen vermittelt werden?
  • Welche partizipativen Methoden oder alternativen Interaktionformen können die klassische Exkursionsform des direktiven Aufzeigens ergänzen oder ablösen?
  • Braucht es die Exkursion als Format, um die Ziele zu erreichen / Inhalte zu transportieren? Wenn ja, was macht das Format so bedeutend bzw. welche Rolle spielt das »Draußen sein« für die Wissensvermittlung?
    Im Anschluss an den Workshop besteht die Möglichkeit, einige experimentelle Exkursionsformen in einem Praxisversuch im „Feld Frankfurt“ zu erproben.

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16.00 – 16.15 Uhr: Pause

16.15 – 18.30 Uhr: Stadtexkursionen

Bitte tragt euch vorab in die Listen ein, die ihr am Info-Tisch finden könnt, damit die jeweiligen Stadtrundgänge eine angenehme Gruppengröße haben.

Sex, drugs & gentrification – soziale Kämpfe um das Bahnhofsviertel (Jenny Künkel)

Das Frankfurter Bahnhofsviertel gilt als hippster Ort der Stadt – paradoxerweise gerade weil die Stadt hier über Jahrzehnte „ungeliebte“ Gruppen wie die Drogenszene, Sexarbeiter*innen, Obdachlose und Trinker*innen konzentrierte. Die extreme Marginalität dient gegenwärtig als Kulisse einer rasanten Gentrifizierung. Der Stadtspaziergang zeichnet die Veränderungen im Viertel nach. Er problematisiert die räumliche Verdrängung von Marginalisierten, fragt aber auch, wie deren Marginalität durch (u.a. städtische) Politiken entsteht.
Treffpunkt: 17 Uhr vor dem Hauptbahnhof
(Mit der U4 von der Bockenheimer Warte Richtung Bornheim Seckbacher Landstraße Hauptbahnhof, ca. 5-10min)

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Ehemaliges Polizeigefängnis Klapperfeld

Seit Ende April 2009 nutzt die Initiative »Faites votre jeu!« das ehemalige Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße 5 in Frankfurt am Main als selbstverwaltetes Zentrum. In den zwei Dauerausstellungen „RAUS VON HIER. Inschriften von Gefangenen in Abschiebehaft und Polizeigewahrsam im Klapperfeld 1955–2002“ und der erweiterten Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds mit Fokus auf die nationalsozialistische Vergangenheit, wird die „über 100-jährige Repressionsgeschichte des Gebäudes im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Wirklichkeit und kapitalistischer Entwicklung kritisch thematisiert.“
Weitere Informationen zur Ausstellung und der Initiative findet ihr unter: https://www.klapperfeld.de/

Treffpunkt: 16.15 Uhr vorm Studihaus (zum Klapperfeld von der Bockenheimer Warte mit der U7 Richtung Enkheim bis zur Konstablerwache. Von dort aus 5 Minuten zu Fuß.)

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Altstadtrekonstruktion (Lidia Monza)

Das Thema der Exkursion ist die Rekonstruktion der Altstadt in Frankfurt und deren Rolle für die Aufwertung des Stadtimages. Die Rekonstruktion der Altstadt ist ein interessantes Beispiel für den Versuch, die regionale sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stadt zu steigern. Sie sollte deswegen im Kontext der Festivalisierung der Stadt verstanden werden. Eine theatralische Bühne, ein „Disneyland“, das die Stadtvertreter als wichtige Maßnahme für die Stadteinwohner bzw. für die „Stadt-Identität“ notwendig finden.

Treffpunkt: vorm Studihaus 16:15 Uhr

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Gentrifizierung im Frankfurter Ostend (Andrea Mösgen & Sebastian Schipper)

Das innerstädtisch gelegene Ostend in Frankfurt am Main war seit den 1950er-Jahren von unterdurchschnittlichen Miet- und Bodenpreisentwicklungen geprägt. Seit Mitte der 2000er-Jahre jedoch hat sich die Entwicklung umgekehrt, Sanierungen und Neubau führen zu steigenden Preisen. Diese haben über die letzten 15 Jahre zu einer Veränderung der Sozialstruktur zugunsten höherer Einkommensgruppen geführt. Die Gentrifizierung des Ostends, das lange Zeit als nicht gentrifizierbar galt, wurde durch stadtpolitische Entscheidungen seit den 1980er Jahren mit diversen Instrumenten ermöglicht und gefördert. Die dadurch ausgelösten Verdrängungsprozesse wurden zudem durch den 2002 getroffenen Beschluss beschleunigt, den Sitz der Europäischen Zentralbank ins Ostend zu verlegen.

Treffpunkt: vorm Studihaus 16:15 Uhr

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experimenteller Stadtrundgang / derive (Nils Grube & Katja Thiele)

Fortführung des Workshops:
Exkursionen erheben Anspruch auf einen Zugriff auf unverstellte Wirklichkeit. Die im Kanon jeder Geograph*innenausbildung fest verankerte Praxis einer ortsaufsuchenden Wissensvermittlung wird jedoch immer noch zu selten kritisch betrachtet oder aufarbeitet. Nach einem ersten Workshop bei der FoWe KritGeo 2016 in Leipzig möchten wir die kritische Auseinandersetzung mit diesem klassisch-geographischen Handwerk (oder besser Fußwerk) fortsetzen! Folgende Fragen stehen im Vordergrund:

  • Wie können Theorien oder Themen der kritischen Geographie bei Exkursionen aufgegriffen und raum- bzw. ortsbezogen vermittelt werden?
  • Welche partizipativen Methoden oder alternativen Interaktionformen können die klassische Exkursionsform des direktiven Aufzeigens ergänzen oder ablösen?
  • Braucht es die Exkursion als Format, um die Ziele zu erreichen / Inhalte zu transportieren? Wenn ja, was macht das Format so bedeutend bzw. welche Rolle spielt das »Draußen sein« für die Wissensvermittlung?
    Im Anschluss an den Workshop besteht die Möglichkeit, einige experimentelle Exkursionsformen in einem Praxisversuch im „Feld Frankfurt“ zu erproben.

Treffpunkt und Zeit nach Absprache

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Gestern an der Gallus - heute schon verdrängt? (Tabea Latocha, Johanna Betz, Tjark Albrecht)

Das Gallus – was einst bedingt durch vergleichsweise günstige Mieten ein klassisches Arbeiter*innenviertel in einer wachsenden Stadt darstellte, vermarktet sich heute als hippes “Szeneviertel” und luxuriöse Wohngegend. Der Stadtteil ist voller Gegensätze: Alte Industriebrachen grenzen an schicke Luxuswohnungen; trendige Cafés liegen nur eine Straße entfernt von heruntergekommen Lagerhallen. Aber vor allem eines ist unübersehbar: überall wird gebaut und nachverdichtet. Das beste Beispiel hierfür ist das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs, auf dem das luxuriöse, aber eintönige Europaviertel im Entstehen ist.
Wir möchten mit euch gemeinsam einen von Gegensätzen geprägten Frankfurter Stadtteil kennenlernen und seine Geschichte zwischen Galgenfeld, KZ-Standort und dem “Neuem Frankfurt” bis hin zum Vorzeigeobjekt der “Global City Frankfurt” ergründen. Vor allem sollen die seit den 1970er Jahren politisch geebneten Prozesse der städtischen Neoliberalisierung kritisch in den Blick genommen werden – denn die Folgen einer rasanten Verwertungsdynamik werden hier wie in einem Brennglas deutlich: eine sich abzeichnende Gentrifizierung des Gallus!
Treffpunkt: 16.15 Uhr vorm Studihaus

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18.30 – 20.00 Uhr: Abendessen (Ausklang im Studihaus)

20.00 – 21.00 Uhr: Plenum

Sonntag, 17.06.


10.30 – 13.30 Uhr: Brunch als Ausklang