Zur Lage in Griechenland: Austerität, Verelendung, Widerstand
Die Antwort der EU auf die Krise des internationalen Finanzmarktsystems und der europäischen Währungsunion heißt Austerität. Das hat zu massiven Verwerfungen insbesondere in den südeuropäischen Gesellschaften geführt. In Griechenland verdichtet sich diese Krisenkonstellation auf extreme Weise: autoritäre Steuerungspolitik statt Demokratie und radikaler Abbau von sozialen Bürgerrechten.
Der von der Troika (EU-Kommission, EZB, IWF) versprochene ökonomische Aufschwung für Griechenland bleibt weiter aus. Die Folgen der neoliberalen „Schock-Doktrin“ sind verheerend: Massenverarmung, Zerschlagung der Daseinsvorsorge, Ausverkauf des Staatseigentums und der kollektive Verlust von Zukunftsperspektiven. Gleichzeitig entwickelte sich in Griechenland eine breite solidarische Bewegung, worauf die linke Partei SYRIZA ihren Wahlerfolg im Januar 2015 gründete. Trotz des demokratischen Vetos der griechischen Bevölkerung gegen die Politik der Memoranda am 5. Juli 2015, lenkte SYRIZA gegenüber der Troika ein und exekutiert seitdem die Austeritätspolitik der EU. So steht Griechenland im Frühjahr 2017 gerade aufgrund der „Strukturanpassung“ und des damit institutionalisierten Schuldenregimes weiterhin vor ungelösten sozialen, ökonomischen und politischen Missständen.
In der Vortragsreihe, eine Kooperation zwischen dem Institut für Sozialforschung, dem Institut für Human-geographie und dem AK Kritische Geographie, wollen wir die umfassende soziale, politische und ökonomische Krisenentwicklung aus interdisziplinärer Forschungsperspektive analysieren und den gegenwärtigen Zustand gemeinsam diskutieren.
MI 03.05., 19.15 Uhr, Institut für Sozialforschung:
Dr. Daniel Mullis (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung):
Krisenproteste in Athen 2010-2015 – kollektive Politisierung der Austerität
MI 10.05., 16.15 Uhr, HZ10 (Hörsaalzentrum), Campus Westend:
Prof. Dr. Dina Vaiou (TU Athen/Poulantzas Institut Athen):
Restructurings of care: Athens at times of austerity
DI 16.05., 19.15 Uhr, Institut für Sozialforschung:
Dr. George Mavrommatis (Harokopio Universität Athen):
Integration in an era of forced mobility: Ethnographic insights from the Port of Piraeus refugee camp
MI 14.06., 19.15 Uhr, Institut für Sozialforschung:
Dr. Gregor Kritidis (Rosa-Luxemburg-Stiftung, Sachsen-Anhalt):
Staatsschulden und gesellschaftliche Krise in Griechenland: Mythen – Deutungen – Fakten
DI 27.06., 19.15 Uhr, Hörsaal H4 – Campus Bockenheim:
Dr. Dr. Karl Heinz Roth (Stiftung für Sozialgeschichte, Bremen):
Die deutsche Reparationsschuld gegenüber Griechenland und Europa
MI 05.07., 19.15 Uhr, Hörsaal H6 – Campus Bockenheim
PD Dr. Jens Wissel (Universität Kassel/IfS Frankfurt):
Zum autoritären Krisenmanagement in Europa: New Economic Governance, Eurogruppe und Troika