Kongress der Kritischen Geographie, Tübingen, 29.09. – 01.10.2017

Dokumentation des KKGs

KKG-Doku_cover-min
In der inhaltlichen Dokumentation des Kongresses der Kritischen Geographie sind Kurzberichte der einzelnen Veranstaltungen inkl. grafischem Material versammelt
Dezember 2017, 22 Seiten, 1,8 MB

Download als pdf

Ein Tagungsbericht zum KKG ist im Rundbrief Geographie 269 veröffentlicht, unredigierter Text als pdf

Programm (Stand: 30.09.2017)

* Programmänderung * KKG-Plenum, 30.09. _ Beginn um 19 Uhr, Veranstaltungsort Café im Infö!

Programm als pdf (Stand 28.09.2017).

Der Kongress der Kritischen Geographie (KKG) wird parallel zum Deutschen Kongress für Geographie (DKG) in Tübingen stattfinden. Wir wollen mit dem KKG der Kritischen Geographie in ihrer Breite eine Plattform schaffen und uns gemeinsam über die Geographien gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse austauschen. Der KKG ist eine Fachtagung, zugleich aber auch der Versuch, die neoliberalisierten Praxen der exzellenten Universität aufzubrechen und eine solidarische Form der Wissenschaft zu praktizieren.

Veranstaltungsort

Interkulturelles Bildungszentrum Infö e.V.
Mauerstraße 2
72070 Tübingen
tue-plan_KKG-17

Call for Visuals

Wir suchen weiterhin auch visuelle Beiträge zum KKG! In den Räumlichkeiten des Infö wollen wir während des Kongress visuelles Material aus kritisch-geographischer Forschung und Militanz ausstellen. Sendet uns Karten, Fotos, Kunstwerke und Kritzeleien! Postadresse bitte bei Paul Schweizer (schweizer@autistici.org) erfragen.

Freitag, 29.09.2017


19.00 – 20.30 Uhr

Eröffnung KKG & Book Pre-Launch: This is not an Atlas (2018)

Im Anschluss

Kneipenabend im Blauen Salon [Münzgasse 13, 72070 Tübingen]

Samstag, 30.09.2017


10.00 – 12.00 Uhr

  1. Partizipation zwischen Dienstbarkeit und Emanzipation – Herausforderungen für PPGIS und Spatial Citizenship im Rahmen geographischer Bildung | Workshop (Organisierende: Jana Pokraka, Denise Könen, Inga Gryl, Swantje Weis & Claudia Scharf) [Raum: Café]

    Der Workshop zielt darauf ab, Wege zu entwickeln, wie die Übernahme von Partizipation(sbereitschaft) durch kontraproduktive Tendenzen wie Neoliberalismus, Konservativismus und Paternalismus (Maternalismus), die einer emanzipatorischen Praxis und einem humanistischem (Bildungs-)Ideal entgegenstehen, vermieden werden kann. Dies soll am geographisch relevanten Beispiel der Neocartography im Rahmen von Public Participation GIS bzw. Counter Mapping geschehen, wobei ein besonderes Augenmerk auf dem einfache geomediale Anwendungen nutzenden Bildungsansatz Spatial Citizenship liegt, welcher Beteiligung an geographischen Entscheidungsprozessen bzw. sozialer Raumkonstruktion über die Produktion niedrigschwelliger Geomedien vorschlägt. Es sollen Fragen nach Möglichkeiten des Widerstandes gegen hegemoniale Deutungsmuster, gegen Indienstnahme durch bestehende Machtverhältnisse und gegen die Reproduktion und Verfestigung Ungleichheit schaffender Strukturen bei der Anwendung geo-medial kommunizierter und angeregter Beteiligung diskutiert werden.
    Der Workshop besteht in einem kurzen Impulsvortrag, der Arbeit an Versatzstücken aus der Literatur und im Schwerpunkt in einem World-Café sowie einer anschließenden offenen Diskussion, die Raum für die Debatte um den Input bieten.

  2. Urban food sovereignty im Globalen Süden und im Globalen Norden | Workshop (Birgit Hoinle & Christine Wenzl) [K1]

    In den letzten Jahren rückten Fragen der food sovereignty und food security (vgl. Jarosz, 2014) immer mehr in den Blickpunkt der geographischen Forschung. Food sovereignty ist ein Konzept, welches ursprünglich von sozialen Bewegungen des Globalen Südens – der La Vía Campesina – als Kritik an dem aktuellen Modell globalisierter Landwirtschaft hervorgetragen wurde. In den letzten Jahren wird die Relevanz von Ernährungssouveränität zunehmend von Bewegungen in den Städten des Globalen Südens wie auch des Globalen Nordens aufgegriffen. Dies nehmen wir zum Anlass, einen Raum für Beiträge sowohl aus der einen als auch der anderen Forschungsperspektive zu schaffen, um zusammen Ansatzpunkte für eine vergleichende Perspektive zu entwickeln.

    Konzeptionell richten wir den Fokus auf globale, globalisierte und periphere Orte (vgl. Scholz 2002) in urbanen Räumen – sowohl im Globalen Süden als auch im Globalen Norden. Schließlich sind innerhalb einer Stadt verschiedene food scapes (vgl. Miewald & McCann 2014) vorzufinden, die unterschiedlich strukturiert sind. Ihre Elemente sind beispielsweise global vernetzte Supermärkte wie auch lokal und regional eingebundene corner shops, Netzwerke solidarischer Landwirtschaft oder Urban Gardening Initiativen.

    Dabei ist festzustellen, dass bestimmte Personengruppen an diesen food scapes teilhaben können, während andere von diesen Dynamiken exkludiert zu sein scheinen. Diese Strukturierung kommt nicht zufällig zustande; vielmehr resultiert sie aus einem Zusammenspiel ungleicher ökonomischer Strukturen wie auch sozialer Praktiken, die sich räumlich in der Stadtlandschaft niederschlagen. Eine Verknüpfung des Forschungsfelds „Essen in der Stadt“ mit den zugehörigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Kontexten ist daher unabdingbar. Dabei stellen sich in den Städten des Globalen Südens wie auch des Globalen Nordens die Frage nach Zugang, Inklusion und Exklusion. Mit der Fachsitzung möchten wir eine Plattform zum Erfahrungsaustausch anbieten, wie das Thema Ernährung in der Stadt heute beforscht werden kann.

    Mit:
    Birgit Hoinle (Uni Hamburg) und Christine Wenzl (Uni Bonn) als Moderation, Marit Rosol (University of Calgary) als Diskutantin und Beiträgen von Benno Fladvad (Uni Kiel), Meike Brückner (HU Berlin), Barbara Degenhart (Uni Bayreuth) und Petra Lütke (Uni Münster)

  3. Kolonialität weißer Geographien | Workshop (Katharina Schmidt & Tobias Schmitt) [K2]

    Ein Workshop für gemeinsames Reflektieren alltäglicher Praktiken, Positionierungen und Verwicklungen. Alle, die Lust darauf haben, sich kritisch mit sich und ihrem Geographie-Machen auseinander zu setzen, sind herzlich eingeladen. Zunächst werden 3-4 Kurzinputs die einzelnen Themengebiete abstecken. Danach können die Teilnehmenden in einer der angebotenen Kleingruppen das Thema intensiver diskutieren. In einer Abschlussrunde werden dann die Erkenntnisse aus den unterschiedlichen Diskussionen zusammengetragen.
    Inputs:

    • Was bedeutet weiße Geographie? Reflektion der eigenen (akademischen) Positionierung
    • Dekolonialität als Label? Fallstricke, Grenzen und Kritiken der akademischen Auseinandersetzung mit Dekolonialität
    • Aufarbeitung der Aufarbeitung – wieso benötigt es eine Aufarbeitung der Geschichte der Geographie, ihre Ursprünge und Wurzeln, um die Kolonialität der Gegenwart verstehen zu können?
    • (evtl.) Dekoloniale Forschungspraxis – Ist eine dekoloniale Forschungspraxis in postkolonialen Kontexten überhaupt möglich? Und wenn ja: wie?
  4. 12.00 – 13.30 Uhr

    Gemeinsame Mittagspause

    13.30 – 15.15 Uhr

    1. Bildung, Stadt und Ungleichheit | Fishbowl-Diskussion (Anika Duveneck & Verena Schreiber) [Café]

      Die Beziehung zwischen Bildung und Stadt hat sich in den letzten Jahren massiv verändert: Waren Städte bislang auf ihre Zuständigkeit als Schulträger beschränkt, sind sie heute Kristallisationspunkte und Motoren bildungspolitischer Umstrukturierungen. An dieser Entwicklung entzünden sich neue Fragen nach dem Verhältnis von Bildungsdiskursen, Stadtentwicklungsprozessen und sozial-räumlicher Ungleichheit. Wir laden dazu ein, das Thema aus verschiedenen Perspektiven kritisch zu diskutieren. Es diskutieren mit uns und Euch:

      • Katja Thiele (Wirtschaftsgeographie)
      • Anne Jurczok (Bildungssoziologie)
      • Thomas Nader (Sozialgeographie)
      • Paul Schweizer (Kritische Bildungsarbeit)
    2. Geographie der Macht – Macht der Geographie | interaktive Podiumsdiskussion (Jan Hutta & Tobias Schmitt) [K1]

      Die Frage der Macht durchzieht aktuelle geographische Arbeiten von der Beschäftigung mit veränderter Souveränität über die Analyse von verräumlichten Sicherheitsdispositiven bis hin zu Kritiken kapitalistischer Produktionsverhältnisse, rassistischer Ausschlüsse oder der binär-hierarchischen Geschlechterordnung. Je nach Forschungsansatz ist etwa von der Macht der Akteure oder der Repräsentationen, der Märkte oder der Affekte die Rede. Legen die einen den Fokus auf Dominanzstrukturen und hegemoniale Machtformationen, stehen bei anderen Formen der Subversion und des Widerstands im Vordergrund. Und während sich Macht für die Einen in (dominanten) Akteuren und Institutionen verorten lässt, sehen sie Andere als relational, dispers und immanent.
      Wir möchten uns in dieser interaktiven Podiumsdiskussion über unterschiedliche konzeptuelle Ansätze zur Machtanalyse sowie forschungspraktische Vorgehensweisen austauschen. Dazu werden zunächst die Panel-Teilnehmenden zu Wort kommen und Fragen hinsichtlich unterschiedlicher Konzepte von Macht, ihrer Verortung zwischen Strukturalismus und Konstruktivismus, sowie ihrer jeweiligen Blickrichtung diskutieren. Im Anschluss daran öffnen wir die Diskussion, um uns gemeinsam mit den Teilnehmenden des Workshops ein genaueres Bild davon machen, welche Machtkonzepte was beleuchten (können) oder ausblenden und was ihre methodologischen und politischen Implikationen sind.
      Teilnehmende des Panels:

      • Alke Jenss | Machtverhältnisse und Institutionalisierung von Macht
      • Janika Kuge & Thilo Wiertz | Macht am Rande staatlicher Strukturen
      • Sören Weißermel | Eine Perspektive auf Macht, Öffentlichkeit und Widerstand
      • Sofrony Riedmann | Konstruktivismus und/oder Konstruktivität: Zahlen als Technologie der (Gegen-)Macht
    3. Open Space [K2]

    15.30 – 17.30 Uhr

    1. 150 Jahre Das Kapital: Soziale Frage, Klassenverhältnisse und Arbeitskämpfe heute | Workshop (Bernd Belina & Stefanie Hürtgen) [Café]

      In der Session diskutieren wir, wo und wie die Analyse des vor 150 Jahren erstmals publizierten Hauptwerks von Karl Marx für unsere heutige theoretische und empirische Auseinandersetzung mit der Welt relevant ist. Dabei soll die Perspektive auf „Arbeit“ im Zentrum stehen. Wo und wie helfen uns Kategorien wie konkrete und abstrakte Arbeit, Arbeitskraft und ihre Reproduktion, Wertbestimmung und Verwertung, Gebrauchswert, Ausbeutung und Klassenverhältnisse, der Mensch als gesellschaftliches Naturwesen u.a. dabei aktuelle Entwicklungen und Zumutungen theoretisch in den Griff zu kriegen? Was haben diese zunächst strukturtheoretischen Bestimmungen aus Das Kapital mit aktuellen sozialen Praxen, vom (widerständigen) Alltagshandeln bis hin zu Arbeitskämpfen, zu tun?
      Ziel der Session ist es, in einen Austausch zu Aktualität und Nutzen von Kategorien und systematischen Zusammenhängen, wie sie in Das Kapital entwickelt wurden, zu treten. Wir freuen uns über Vorschläge für 10-minütige Inputs, die empirische, gegenstandsbezogene, zeitdiagnostische und dabei geographische aktuelle Forschungen rund um die Soziale Frage, Klassenverhältnisse und Arbeitskämpfe heute einbringen.
      Inputs:

      • Bernd Belina | Abstrakte Arbeit, Abstraktion, Gesellschaft)
      • Stefanie Hürtgen | Abstrakte Arbeit, konkrete Arbeit, sinnvolle Arbeit?
      • Julia Dück | Krise der sozialen Reproduktion als Krise der Reproduktion der Arbeitskraft
      • Jochen Laub | Ökologie in der Argumentationsstruktur des Kapital
      • Matthias Naumann | Kämpfe um öffentliche Infrastruktur
    2. Um/Bildungen und die Pädagogisierung des Politischen | Workshop (Ferdinand Stenglein) [K1]

      Wir können davon ausgehen, dass Unterdrückung und Herrschaft, die sogenannten Verhältnisse, nicht nur extern auf uns wirken. Vielmehr sind wir selbst in unserer verkörperten, erfahrungs¬basierten Formung als Personen, Identitäten, Selbst(s), mit unseren Praktiken und Ideen, kurz als soziale Wesen, durchflossen von sozialen Verhältnissen und machtvollen Skripten (vgl. Boler 1999). Wir sind auch die Verhältnisse. Folglich heißt die Verhältnisse ändern auch uns selbst zum (ab)tanzen zu bringen! – Oder wie Michel Foucault es formuliert: zu versuchen uns in einer permanenten Kritik miteinander immer wieder neu zu erschaffen (Weiß 2005, S. 79).
      Ausgehend von einem solchen Ansatz hat sich in den letzten Jahren verstärkt die Einsicht verbreitet, dass das Pädagogische eine zentrale Position für Praktiken und Reflexionen von Widerstand und Emanzipation einnehmen muss. Kritische Lerntheorien und Ansätze der Pädagogik, wie beispiels¬weise Paulo Freires (1998 [1972]) Befreiungspädagogik, Ivan Illichs (1971) Ansatz der Entschulung, bell hooks‘ (1994) und Megan Bolers (1999) kollektiv-transgressive Pädagogiken oder Klaus Holzkamps (1993) kritische Psychologie wurden insbesondere auch außerhalb der Bildungswissenschaften aufgegriffen und im Zusammenspiel mit anti-kapitalistischen, dekolonial¬en, (queer-)feministischen und anarchistischen Perspektiven und Praktiken aktueller sozialer Bewegungen weiterentwickelt (Drew 2014; Motta und Esteves 2014; Suissa 2014; Spoto 2015; Springer et al. 2016; Firth 2014; Martin und Brown 2013; Kahn 2009; Süß 2016). Das Politische – so der Grundtenor – muss als komplexer Verlernens– und Erlernensprozess verstanden werden und umgekehrt müssen wir Lernen selbst als zutiefst politisch auffassen. Unsere Möglich¬keiten der Kritik und Veränderung hier und jetzt ergreifen zu können, heißt unsere Körper, Köpfe und Herzen in kollektiven Prozessen umzubilden (Amsler 2016, S. 20). Sara Motta (2016, S. 2) behauptet gar:
      »At the heart of the reinvention of emancipatory politics are processes which pedagogise the political and politicise the pedagogical.«
      Stehen wir also vor einer pädagogischen Wende, wie Motta (ibid.) uns Glauben machen möchte? Sollte es uns darum gehen, unsere machtvollen Disziplinierungen miteinander abzuarbeiten und umzulernen? Muss es uns aus einer emanzipatorischen Perspektive vor allem darum gehen miteinander zu lernen anders zu werden?
      In diesem Workshop werden wir uns der Verbindung von Pädagogik und dem Politischen annähern und diskutieren welche Möglichkeiten, aber auch welche blinden Flecken und Grenzen in einer solchen Perspektive liegen. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, was es für unsere Selbstverhältnisse, für uns als Wissensarbeiter*innen, Wissensempfänger*innen, Dozent*innen und/oder Aktivist*innen konkret heißt, das Politische zu pädagogisieren und die Pädagogik zu politisieren und welche Schlüsse wir aus einer solchen Perspektive ziehen können. Dabei arbeiten wir in diesem theorieorientierten Workshop primär auf Grundlage und in Beziehung auf die Erfahrungen aller die teilnehmen; Textarbeit wird nur sekundär Teil des Workshops sein.

    3. Open Space [K2]

    19.00 – 20.30 Uhr

    Plenum der Kritischen Geographie – KKG und wie weiter? [Café]

    In diesem Plenum sollen nicht kritisch-geographische Inhalte, sondern die Kritische Geographie als Praxis und Organisationsform im Mittelpunkt der Debatte stehen. Als Ausgangspunkt wollen wir den KKG als ‚spontan geborene’ Tagungsform reflektieren und davon ausgehend diskutieren, in welchen Formaten die Kritische Geographie als Praxis in Zukunft weiter verstetigt werden und an Reichweite gewinnen kann.

    Im Anschluss

    Party im Café Haag [Vor dem Haagtor 1, 72070 Tübingen]

    Sonntag, 01.10.2017


    9.45 – 11.30 Uhr

    Was ist „kritisch“ an der feministischen Geographie? | Fachsitzung (Sybille Bauriedl) [Café]

    Dem Anspruch nach Gerechtigkeit und Verantwortung in der wissenschaftlichen Praxis wird in der feministischen Geographie mit einer Auseinandersetzung um Positionalität, Reflexivität, Subjektivität und Intersektionalität begegnet. In dem Workshop werden die Debatten um Kritik und deren disziplinären wie erkenntnistheoretischen Konsequenzen für verschiedene Dimensionen der feministischen Geographie untersucht. Die kurzen Inputs dienen der vertiefenden, vielstimmigen Diskussion über Feminismus / Kritik / Geographie.
    Vorträge:

    • Boris Michel & Katharina Paulus | Spurensuche: Beiträge von Frauen in der deutschsprachigen Hochschulgeographie seit den 1920er Jahren
    • Anke Strüver | Reflexion: Feministische Geographie als kritische Geographie?
    • Sybille Bauriedl | Positionalität: Forschung und Lehre zu ‚Geographie und Geschlecht’ oder ‚feministischer Geographie’?
    • Carolin Schurr & Elisabeth Militz | Zugänge: Emotionale Geographie als Forschungspraxis

    12.00 – 13.30 Uhr

    Gemeinsame Mittagspause

    13.30 – 15.30 Uhr

    1. Kritische Lehre – Blinder Fleck einer kritischen Geographie | Workshop (Thomas Bürk & Matthias Naumann) [Café]

      Kritische Ansätze haben in den letzten Jahren auch in der deutschsprachigen Geographie Anerkennung erfahren und sind zu einem festen Bestandteils des Kanons der Disziplin geworden. Während eine kritische Geographie in der Forschung mittlerweile relativ etabliert scheint, bleibt jedoch weitgehend unklar, was eine kritisch-geographische Perspektive für die Hochschullehre, also für Lehrende und Studierende gleichermaßen, bedeutet.
      Das Thema „Kritische Lehre“ wurde bereits auf mehreren „Forschungswerkstätten Kritische Geographie“ diskutiert. Dort wurden verschiedene Aspekte und Spannungsfelder kritischer Lehre zusammengetragen. Unser Workshop in Tübingen möchte nun einen Schritt weitergehen und schlägt für die Verbreitung kritischer Lehre die konkrete Diskussion von drei Elementen mit verschiedenen Unterfragen vor:

      • Inhalte kritischer Lehre
        • Was sind zentrale Inhalte kritischer Lehre in der Geographie? Wie lassen sich diese abgrenzen und erweitern?
        • Brauchen wir ein abgestimmtes Lehrprogramm oder die maximale Vielfalt?
        • Und was ist eigentlich mit der Physischen Geographie?
      • Methoden kritischer Lehre
        • Was sind reflektierte und emanzipatorische Formen der Wissensvermittlung? Was können wir von neueren Ansätzen in den Erziehungswissenschaften lernen?
        • Wie kann mit Hierarchien zwischen Lernenden und Lehrenden umgegangen werden? Wo werden die Grenzen brüchig, wo bleiben sie bestehen?
        • Was sind die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der Hochschullehre?
      • Strukturen kritischer Lehre
        • Welche institutionellen Bedingungen sind notwendig, um eine kritische Lehre zu realisieren?
        • Wie können Kämpfe um bessere Studienbedingungen und Arbeitskämpfe in der Hochschule miteinander verbunden werden?
        • Brauchen wir einen Marsch durch die Institutionen oder völlig neue Institutionen?

      Diese Dreiteilung ist selbstverständlich ebenso konstruiert wie vorläufig – alle drei Elemente bauen aufeinander auf und bedingen sich. Dennoch wollen wir versuchen, anhand dieser Dreiteilung konkrete Forderungen für eine kritische Lehre zu entwickeln und ein Programm für deren Umsetzung zu diskutieren.

    2. Perspektiven einer kritisch-geographischen Verkehrs- und Mobilitätsforschung | Fachsitzung (Gregg Culver & Jakob Hebsaker) [K1]

      Die Verkehrs- und Mobilitätsforschung hat in den letzten Jahren neuen Schwung erfahren, einerseits über ihre zunehmend interdisziplinäre Ausrichtung, andererseits auch über eine Öffnung hin zu neuen Methoden. Dennoch sind dezidiert gesellschaftskritische Ansätze in der geographischen Verkehrs- und Mobilitätsforschung bisher kaum präsent – zu Unrecht, wie wir finden. Schließlich ist Mobilität nicht nur ein wesentlicher Aspekt des menschlichen Lebens; gerade in einer zunehmend neoliberalen, globalisierten, urbanisierten und industrialisierten Welt und dem ihr scheinbar inhärenten Drang nach immer größerer Beschleunigung von Menschen, Informationen, Gütern und Kapital, spielen Mobilität und Verkehr heute eine wichtigere Rolle denn je. Dabei offenbaren die unterschiedlichen Formen geographischer Raumüberwindung eine Vielzahl an Befähigungen und Einschränkungen, an positiven wie negativen Folgen.
      Ziel der Sitzung ist es, verschiedene Ansätze zu diskutieren, mit denen Verkehr und Mobilität dezidiert aus einer gesellschaftskritischen Perspektive betrachtet werden können.
      Vorträge:

      • Gregg Culver & Jakob Hebsaker | Aspekte einer kritischen Verkehrs- und Mobilitätsforschung
      • Luca Nitschke | Ungleichmäßige Mobilität – Der Versuch eines theoretischen Konzepts
      • Johannes Böff | tba
    3. Space <-> Place. Geographische Bildung gegen Rechtsextremismus (Thomas Jekel & Michael Lehner) [K2]

      Vorbereitung auf den anschließenden Spaziergang

    15.30 – 16.00

    Gemeinsames Aufräumen

    Im Anschluss

    Spaziergang Critical Mapping (Thomas Jekel & Michael Lehner)

    Montag, 02.10.2017


    ab 15.30 Uhr

    Stadt und Universität Tübingen im Nationalsozialismus [Treffpunkt Neue Aula, Geschwister Scholl Platz]